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Oberstufe am KHG - eine fordernde Phase?

Von Moses Schenk (Q1) am 10. August 2017 veröffentlicht

Leistungskurse, Grundkurse, Punkteansammlungen, Fehlstundenanhäufungen, und so viel mehr, auf den ersten Wortlaut bisher nicht Erklungenes. Die Oberstufe birgt in sich viele Geheimnisse und noch mehr Neuerungen gegenüber der bisher bekannten Unter- und Mittelstufe. Aber ist diese finale Phase der Schullaufbahn wirklich so komplex, wie sie sich anhört?  

Es kommt auf die bisherigen Neuntklässler mit dem Eintritt in die Einführungsphase auf jeden Fall viel Neues hinzu.

So wird das bisherige, doch gut funktionierende, Klassensystem durch ein Kurssystem ersetzt und der Stundenplan umfasst auch ein paar mehr Unterrichtsstunden, aufgeteilt auf verschiedene Nachmittage.


Es mag im ersten Augenblick abschreckend wirken, doch im Grunde ist die Einführungsphase eine Stufe des Schulsystems, das vorbereitend auf nachfolgende Unterrichtsinhalte und Wissensvermittlung aufbaut:

Die bisherigen, streng voneinander unterteilten, Klassen mit ihren angestammten Freundschaften und Gemeinschaftsgefühlen werden aufgelöst, aber diese, im Laufe der Zeit, sich angeeignete Emotionen können von schulischen Formalitäten nicht verdrängt werden. So wird die Möglichkeit für die Neubildung von Freundschaften und Verstehens gebildet.

Zudem lernt der Schüler auch neue Lehrer kennen, die einem bisher nur auf dem Flur begegnet waren. Lehrer sind nicht gleich Lehrer, so sind die einen bezüglich der Mittelstufe aktiv, andere unterrichten nur ausschließlich in der Oberstufe. So kommt der Fokus auch langsam auf die Unterrichtsmethodik – diese unterscheidet sich ganz individuell von der Lehrkraft und die Schüler werden sich sicherlich in den ersten Wochen an die Lehrmethoden so einiger Persönlichkeiten anpassen müssen.


Diese Tatsache kann auch generalisiert auf die gesamte Oberstufe geltend gemacht werden, denn man befindet sich von nun an in einem Anpassungsprozess, den die Einführungsphase versucht zu vollenden.

So wird in der Oberstufe Augenmerk auf besondere Schülerattribute gelegt, wie Verantwortungsübernahme und Steigerung des eigenen Selbstbewusstseins. Man kann zwar nicht von einem „allein lassen“ des Schülers sprechen, doch werden die Lehrkräfte in dieser Phase der Schulbildung versuchen, diese Kompetenzen auch stärker zu fördern, da jene in den meisten Berufen Grundvoraussetzung für erfolgreiche Leistungen sind. Diese Aneignung wird in der 10. Klasse verstärkt durch beispielsweise das Halten von auch längeren Referaten und komplexeren Aufgabenstellungen vorangebracht.

Der Schwierigkeitsgrad steigt in allen Fächern an, gleich ob Naturwissenschaften oder Gesellschaftswissenschaften, dieser Prozess erfolgt fächerübergreifend. Daher sollte die Einführungsphase auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden, wie es manch einer von der Schülerschaft gedenkt, denn hier werden Voraussetzungen und Grundlagen für die nachfolgende Qualifikationsphase geschaffen. In den letzten zwei Jahren geht es dann in den Endspurt der Schullaufbahn. Hier ist keine Zeit mehr für ein Verweilen, das vielleicht ein paar Persönlichkeiten in der 10. Klasse praktiziert hatten. Die Qualifikationsphase qualifiziert für das Abitur und entscheidet somit auch über spätere Berufsmöglichkeiten.

Eine erste Orientierung in diese Richtung kann auch schon in der Einführungsphase durch das einwöchige Betriebspraktikum erfolgen und die Schule bietet auch für die gesamte Oberstufe jedes Jahr den „Hochschulinformationstag“ an, der es Schülerinnen und Schülern ermöglichen soll, mögliche Berufsfelder zu entdecken und auch Kontakte zu Ansprechpartnern unterschiedlicher Universitäten, Hochschulen und Organisationen von Auslandsaufenthalten zu knüpfen. Auch die Qualifikationsphase leistet einen Beitrag zur Berufsorientierung, so werden regelmäßig Exkursionen ermöglicht, die dann in den Leistungskursen erfolgen. So gibt es Einblicke in den Universitätsalltag, Ausflüge in naturwissenschaftliche Labore und andere Möglichkeiten der Erweiterung des Berufhorizontes.


Doch die Schülerinnen und Schüler bestimmen auch anhand ihrer eigenen Leistung spätere Berufsmöglichkeiten. Die Gratwanderung zwischen Qualität und Quantität ermöglicht das Erreichen bestmöglicher Leistungsbelohnungen. Der Schüler entscheidet ganz individuell, im Fachjargon: „Eigenverantwortliches Arbeiten“, welche Inhalte für ihn am Interessantesten sind und wo Zeit investiert werden muss. So muss Zeit für Wiederholung, aber auch Vertiefung gegeben sein, um das jeweilige Leistungspensum bis zum Äußersten auszureizen.

Zeit, die bisher für andere Dinge verwendet wurde, muss aktiv in die Schule investiert werden, denn die Klausurdauer unterscheidet sich beispielsweise in den Leistungskursen deutlich von der in Grundkursen oder der Einführungsphase. Deshalb müssen diese Zeiten mit erlerntem Inhalt sinnvoll gefüllt werden.

In den meisten Fällen sind diese Zeiträume bereits sehr gut bemessen: Leistungskurse schreiben häufig 135 bis 180 Minuten, zum ersten Mal gehört klingt dies sehr lang, doch die Erfahrung zeigt, dass die Zeit nicht selten knapp wird. So muss Genauigkeit, wie ein eloquenter Ausdruck bestmöglich zur Geltung gemacht werden, um erforderliche Leistung erzielen zu können. Die Oberstufe stellt Ansprüche und die Schüler müssen sich anpassen. Das steht fest.

Wer nun aber denkt, dass seine finale Schullaufbahn komplett von Schule ausgefüllt wird, irrt sich. Es bleibt auch noch genügend Zeit für andere Aktivtäten. Außerschulisch sind genügend Möglichkeiten zur Erfüllung von Freizeit, wie dem Treffen von Freunden oder dem Sport treiben, gegeben. Auch durch das eigenverantwortliche Arbeiten können Freiräume geschaffen werden, wenn genau und anhand eines Zeitplans die verfügbare Zeit eingeteilt wird. Man muss einfach das Verständnis für die zunehmende Leistungsforderung entwickeln. Wenn dieser Schritt erfolgreich gewesen ist, kann man trotz lernintensiven Alltages Spaß haben.

Dieser Spaß begrenzt sich dabei nicht nur auf das Private, sondern erweitert sich auch auf das Schulsystem. So gibt es genügend Veranstaltungen, wo die jeweiligen Stufen noch enger zusammenwachsen können, wie Kurstreffen oder am Anfang der Q2 eine gemeinsame Kursfahrt in den erstgewählten Leistungskursen. Die Oberstufe ist das Sprungbrett für die nicht-schulische Welt und sollte auch als ein solches betrachtet werden. Wer sich selbst Vertrauen schafft und einen Ausgleich zwischen Privatem und Schulischem ermöglicht, hat sehr gute Chancen, die letzte Phase des Gymnasiums erfolgreich zu absolvieren und mit positiven Gefühlen die Schule hinter sich zu lassen.

Der Fokus richtet sich nun auf Ausbildung, Auslandsjahr, Studium oder direkten Berufseinstieg!